Karpfenangeln im Winter ist schon eine Klasse für sich. Während das Tackle der meisten Karpfenangler gesäubert und sortiert in den Keller wandert, sitzen die Hartgesottenen unter uns immer noch draußen an den Ruten und warten auf den dicken Fang. Vielen von uns haben vielleicht nicht genügend Vertrauen in die kalte Jahreszeit, um sich bei diesen widrigen Bedingungen ans Wasser zu quälen. Dabei stehen gerade jetzt die Chancen auf einen dicken Winterkarpfen recht hoch und mit ein par Tipps, Tricks und vor allem Vertrauen in die eigene Vorgehensweise sollte es für jeden möglich sein, einen Winterkarpfen zu fangen.
Alles steht und fällt mit der Wahl des Gewässers
Im Winter einen Karpfen zu fangen ist nicht gerade einfach. Jetzt ein neues, unbekanntes Gewässer zu befischen wäre alles andere als erfolgsversprechend. Wir sollten es uns daher nicht schwerer machen, als es ohnehin schon ist und ein Gewässer wählen, das wir gut kennen. Im besten Fall haben wir das Gewässer schon oft befischt und sind daher mit der Unterwasserstruktur, den Tiefenverhältnissen und vor allem dem Bestand vertraut. In den Wintermonaten ist es vorteilhaft, ein Gewässer zu beangeln, das einen guten bis sehr guten Bestand aufweist. Viele unserer beschuppten Freunde werden sich versammeln und gemeinsam, als Schwarm, die Wintermonate verbringen. Wenn sich jetzt nur eine gute Handvoll Fische im Gewässer befindet, gleicht das Angeln ein wenig der Suche nach der Nadel im sprichwörtlichen Heuhaufen! Je mehr Fische sich insgesamt in einem Gewässer befinden, desto mehr kleinere Gruppen bilden sich. In der Folge wird es für uns einfacher, eine dieser Gruppen zu finden und erfolgreich zu beangeln. Natürlich hängt das Ganze auch von der Gewässerfläche ab. Mehrere hundert Hektar Wasserfläche sind im Sommer schon kaum zu überblicken, und zu dieser Jahreszeit auf keinen Fall zu empfehlen, schließlich bewegen sich die Karpfen bei diesen Wassertemperaturen kaum. Besser ist es, sich für ein kleineres, überschaubares Gewässer zu entscheiden.
Bei diesem Winterwetter läuft es
In der Winterzeit machen sich die kurzen, dunklen Tage schnell in unserer Stimmung bemerkbar. Umso schöner ist es, wenn endlich die Sonne scheint und wieder Licht, Motivation und Energie in unser Leben bringt. Und genau diese Energie müssen wir jetzt nutzen und uns ans Wasser begeben - die Sonnenstrahlen nehmen schließlich auch Einfluss auf die Aktivität der Karpfen. Bei gutem Wetter sind unserer beschuppten Freunde um einiges lebendiger und fahren auch ihre Nahrungsaufnahme minimal hoch. Anhaltender Tiefdruck und gleichbleibender Wind verstärken das Ganze natürlich. Gerade starker, gleichbleibender Wind bringt uns Anglern dann den erhofften Vorteil. Weshalb ist das so? Die Antwort ist einfach. Durch den starken Wind werden alle Wasserschichten im Gewässer miteinander vermischt, und die entstehende Strömung ergibt eine völlig neue Situation. Die kleinen Rückzugsorte, an denen sich unsere Freunde gerade noch “karpfenwohl” gefühlt haben, verändern sich! Jetzt beginnt das große Schwimmen. Auf der Suche nach einem neuen Winter-Plätzchen mit optimalen Bedingen ziehen die Karpfen durchs Gewässer. Haben wir unsere Montagen mit attraktivem Futter auf ihrer Zugrute platziert, müssen wir nicht lange auf den Biss warten.
Bye bye, Weißfische! Die
besten Köder
Einen großen Vorteil bringt der Winter mit Blick auf die kalten Wassertemperaturen mit sich - keine Weißfische! Plagegeister wie Rotaugen, Rotfedern, Schleien und Brassen, die uns im Sommer das Leben und unsere Futterplätze vermiest haben, sind nahezu vollständig von der Bildfläche verschwunden. Klasse! Jetzt haben wir die Möglichkeit, völlig andere Köder zu fischen. Kleine leuchtende PopUps, die im Sommer eine Brasse nach der anderen überlistet haben, können jetzt bedenkenlos gefischt werden. Im kalten und klaren Wasser sind die kleinen leuchtenden Murmeln (14 bis 18 mm) ein richtiger Eyecatcher, die jeden vorbeikommenden Rüssler neugierig machen sollten. Farben wie neongelb, neonpink sowie weiß sind besonders empfehlenswert. Diese Farben fallen auf dem meist dunklen Untergrund optimal auf. Aber auch die klassischen Weißfischköder wie Mais, Würmer und Maden können im Winter den Unterschied machen! Welcher Karpfen würde nicht gerne mal einen Wurm vernaschen - jetzt wo ihm keine Brasse zuvorkommt!
Unauffällig
aber effektiv
Bei Wassertemperaturen um die fünf Grad haben unsere Freunde ihren Stoffwechsel fast vollständig heruntergefahren und bewegen sich nur noch sehr langsam und träge. Sollte ein Karpfen jetzt über unseren Spot schwimmen, hat er alle Zeit der Welt, sich den Futterplatz genau anzuschauen. Im kristallklaren Wasser würde eine große, auffällige Montage sofort enttarnt werden. Wir sollten unsere Montage also so auffällig wie nötig und so unauffällig wie möglich aufbauen. Der größte und auffälligste Teil unseres Systems wird das Blei sein. Passen wir die Bleifarbe nicht an den Untergrund an, haben wir schon verspielt! Auch straff zum Blei verlaufende Schnüre haben jetzt eine enorme Scheuchwirkung. Hier gilt es, Slagline - das heisst mit schlaffen, durchhängenden Schnüren - zu fischen. Wenn wir auf Nummer sicher gehen möchten, bietet es sich an, einen beschwerten Leader oder einen Tungstentube zu verwenden. Gute 70 cm sollten auf jeden Fall reichen. Den wichtigsten Teil unserer Montage, das Rig, sollten wir zwingend dem trägen Verhalten der Karpfen anpassen. Lange, weiche Vorfächer würden dem Karpfen im Winter zu viel Freiraum lassen und ihn nicht direkt haken. Kurze, etwas steifere Vorfächer aus Fluorcarbon oder einem beschichteten Material funktionieren deutlich besser und greifen in Kombination mit einem kleinen, extrem scharfen Haken sehr schnell und zuverlässig im trägen Karpfenmaul!
Gemütlich im Winter - das
Drumherum
Im Winter gibt es etwas, das noch viel wesentlicher ist, als einen Fisch zu fange: der Fokus sollte darauf liegen, Freude zu haben, sich wohlzufühlen und die Zeit draußen am Wasser zu genießen. Wir sollten es uns also so angenehm wie möglich machen. Kiloweise Boilies werden die Karpfen bei diesen Temperaturen wirklich nicht fressen, wieso dann sackweise Futter mit ans Wasser schleppen? Eine kleinere Menge gutes, hochqualitatives Futter, in das wir Vertrauen haben, ist auf jeden Fall die bessere Wahl und deutlich angenehmer zu tragen. Im Hinblick auf die kalte Jahreszeit dezimiere und optimiere ich meine Tackletaschen, um bei einstelligen Außentemperaturen nur das Allernötigste dabei zu haben. Für mich gäbe es nichts Schlimmeres, als schon auf dem Weg zum Spot all meine Kräfte aufgebraucht zu haben. Zu dieser Jahreszeit ist es enorm wichtig, sich von außen und innen warm zu halten. Eine Thermoskanne mit heißem Tee oder einem guten Kaffee gehört für mich immer ins Gepäck! Ein weiteres MUSS bei der der Winterangelei sind warme Klamotten. Spätestens nach der ersten Session ohne Fisch, aber mit kalten Ohren würden wir die Winteraktion abbrechen und unser Angeln bis zum Frühling pausieren. In der vierten Jahreszeit ist die Natur im Standby-Modus und die Anzahl der Spaziergänger nimmt im Vergleich zum Herbst deutlich ab. Um und im Wasser wird es also zunehmend ruhiger. Damit wir unsere Erfolgsaussichten noch etwas erhöhen, ist es wichtig, dass wir uns leise und unauffällig am Gewässer verhalten.
Ich hoffe, diese Tipps helfen euch dabei, einen individuellen Ansatz in der Winterangelei zu finden, den ihr praktisch umsetzen könnt! Dem Fang eines Winterkarpfens steht damit nichts mehr im Wege. Also raus ans Wasser, und tight lines wünschen wir vom JM Angelteam!